Der 9. November ist ein Meilenstein der deutschen Geschichte. Angefangen bei demokratischen Neuanfängen, über gescheiterte Umsturzversuche, bis hin zu Momenten der Freiheit und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Zunächst ein historischer Rückblick über die geschehenen Ereignisse:Am 9. November im Jahre 1918 wurde in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg die Weimarer Republik ausgerufen. Doch bereits zuvor, am 7. und 8. November, wurde sowohl in München als auch in Braunschweig die Republik ausgerufen. Der Bayerische König Ludwig III. verzichtete auf den Thron und auch alle anderen deutschen Monarchen, wie auch der Kaiser, dankten in den folgenden Tagen ab. Dies bedeutete also das Ende der Monarchie und Deutschlands erste demokratische Staatsform, die sich auch gegen die Ausrufung durch die Kommunisten behauptete.Nur fünf Jahre später folgte der Hitler-Ludendorff-Putsch. Bei diesem versuchte Adolf Hitler mit seiner Partei, der NSDAP, am 9. November 1923 die Weimarer Republik zu stürzen und die politische Macht zu erlangen. Er scheiterte jedoch und wurde zu fünf Jahre Festungshaft wegen "Verbrechen des Hochverrats" verurteilt. In Haft schrieb er sein Buch "Mein Kampf", welches von seiner nationalsozialistischen Ideologie handelt. Hitler wurde schließlich Ende 1924 vorzeitig aus der Haft entlassen. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht durch Wahlen legal erlangt hatten, wurden die jüdischen Bürgerinnen und Bürger fortan aufgrund ihrer jüdischen Herkunft systematisch ausgegrenzt und diskriminiert. Ein weiterer 9. November in dieser Folge war der 9. November 1938, die „Reichspogromnacht“, auch von den Nationalsozialisten zynisch „Kristallnacht“ genannt. In dieser Nacht brannten die Nazis Synagogen nieder und zerstörten jüdische Geschäfte und Einrichtungen. Zusätzlich wurden tausende jüdische Menschen brutal angegriffen, misshandelt, verhaftet und einige sogar ermordet. Die Morde blieben ohne Folgen für die Täter. Heute gilt dieses Ereignis als ein Vorläufer des folgenden Holocausts, der planmäßigen Ermordung der Juden in Europa. Der 9. November 1989 ist hingegen mit dem Fall der Berliner Mauer ein freudiger Moment in der deutschen Geschichte. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in West- und Ostdeutschland geteilt, eine Teilung, die 1961 durch den Bau der Berliner Mauer nochmals verstärkt wurde. Ihr Fall bedeutet somit die Wiedervereinigung Deutschlands, womit Familien und Freunde wieder vereint waren.
All diese Ereignisse zeigen, dass der 9. November die Lebensgeschichte vieler Menschen prägte. Er steht sowohl für Hoffnung und Aufbruch, als auch für Gewalt und Brutalität. Insbesondere die Reichspogromnacht zeigt, dass Freiheit, Toleranz und Menschenrechte keine Selbstverständlichkeit sind und wir immer wieder an sie erinnern müssen. Auch in der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen ist ein Anstieg von antisemitischen Bewegungen zu erkennen, wodurch es unsere Aufgabe ist, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Darum gedenkt Deutschland jedes Jahr an die schrecklichen Ereignisse, um sicherzustellen, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen. Auch gedenken wir an die freudigen Ereignisse, die das Ergebnis sind von Protest, Aufbegehren und Hoffnung.
Auch an unserer Schule möchten wir an diese prägenden Meilensteine und ihre Auswirkungen auf die deutsche Geschichte erinnern. Deshalb nehmen wir unter anderem an der Gedenkveranstaltung am 9. November um 18 Uhr im Klösterchen teil, um das Andenken an die Opfer lebendig zu halten. Denn nur durch eine bewusste Auseinandersetzung mit den damaligen Ereignissen können wir verhindern, dass sich die Vergangenheit wiederholt. Wir möchten alle dazu aufrufen, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen und die Rechte jedes Einzelnen, unabhängig von Herkunft oder Zugehörigkeit in puncto Kultur, Religion, Geschlecht und sexuelle Orientierung, zu respektieren und zu schützen.
Text und Fotos: Paula Lang (Q2)
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