Im Gedenken an Margot Friedländer
- Tom Vincent Mosch
- vor 1 Tag
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Im Rahmen der am 10. Mai im Klösterchen stattgefundenen erinnerungs- und gedenkkulturellen Veranstaltung „92 Jahre Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten“ verfasste und hielt der Schüler Tom Vincent Mosch (Klasse 10) die folgende Ansprache im Gedenken an die verstorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer. Ihr selbst auferlegter Auftrag der politisch-historischen Aufklärung und Verständigung soll uns weiterhin als Schule und Schulgemeinschaft Vorbild und Inspiration sein.
Sie haben es wahrscheinlich schon vernommen: Margot Friedländer ist gestern verstorben.
Margot Friedländer wurde 1921 in Berlin geboren. Schon früh in Ihrem Leben lernte Sie mit dem Schrecken vor den Nationalsozialisten zu leben. 1943 wurde ihr Bruder Ralph verhaftet. Ihre Mutter folgte ihrem Sohn, um ihn zu beschützen. Beide wurden in das Konzentrationslager Ausschwitz deportiert und starben. Der jungen Frau blieben eine Bernsteinkette und eine Botschaft der Mutter: „Versuche Dein Leben zu machen“. Dieser Satz sollte das Leben der Jüdin immer prägen. Margot Friedländer selbst wurde 1944 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und überlebte als Einzige in ihrer Familie den Holocaust und das unvorstellbare Leid, das ihr und ihrer Familie angetan wurde. Nach dem Krieg emigrierte sie gemeinsam mit ihrem Mann nach Amerika. Im Jahr 2010 fasste sie einen Entschluss und zog spät in ihrem Leben zurück nach Deutschland, in ihre alte, geliebte Heimat Berlin. Die Holocaust- Überlebende Margot Friedländer starb mit 103 Jahren zum 80. Jahrestag der Befreiung durch die Alliierten von Nazi- Deutschland.
Ihr Wirken zeichnete sich bis zuletzt durch ihren unermüdlichen Einsatz für die Erinnerung und gegen das Vergessen aus. Sie hat es sich zu ihrer Lebensaufgabe gemacht, sich als Zeitzeugin des Holocaust, für Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit einzusetzen. Sie sprach für diejenigen, die nicht mehr sprechen konnten. Vor allem widmete sie sich der jungen Generation, sie sprach mit Jugendlichen, hielt Vorträge, ging in die Schulen und klärte Jugendliche über die Naziverbrechen auf. Margot Friedländer führte uns wie keine andere das Leid der über sechs Millionen Jüdinnen und Juden, aber auch allen anderen Opfern und Ermordeten vor Augen. Sie hatte etwas Versöhnliches, Liebenswertes und war nicht nachtragend. Sie reichte den Deutschen und uns Allen die Hand. Wir müssen Sie annehmen und auch an die nächsten, kommenden Generationen weiterführen.
Wie passend, heute und hier bei unserer Veranstaltung, erscheint ihr Kredo: IHR müsst die Zeitzeugen sein, wenn die Zeitzeugen, die die Verbrechen der Nazis selbst erlebt haben, nicht mehr da sind und davon erzählen können. Es ist ein Appell an uns alle, die Vergangenheit nicht zu vergessen und Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.
Zum Abschluss Ihre wohl mahnendste und eindringlichste Botschaft:
„Es gibt kein christliches, muslimisches und jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Schaut nicht auf das, was euch trennt, sondern auf das, was Euch verbindet.“
Margot Friedländer wird mir persönlich und uns allen fehlen.
Wir möchten Ihr nun mit einem Moment des Schweigens unseren tiefen Dank aussprechen, Sie ehren und bewusst an Sie denken. Wenn Sie mögen können Sie sich dazu kurz erheben.
Vielen Dank!
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